Es ist die Nähe zur Baustelle, die Margareta Neuhold an ihrem Job den meisten Spaß macht. „Mit einem reinen Bürojob könnte ich nicht glücklich werden. Ich mag es, wenn es laut und dreckig ist“, erzählt sie. Die Technikerin hat Bauingenieurwesen in Graz studiert und ist seit einem Jahr für die Wiener Linien tätig. Derzeit betreut sie den Aushub des Schachts am Matzleinsdorfer Platz. Auf der riesigen Baustelle entsteht im Rahmen der U2-Verlängerung ein 30 Meter tiefer Schacht, in dem später die Tunnelbohrmaschine zusammengebaut wird. „Ich begleite das Projekt bereits seit der Ausschreibung und bin für die gesamte Bauabwicklung zuständig“, erklärt sie. Dazu zählen etwa die Koordination mit der Baufirma, die Teilnahme an Baubesprechungen oder die Abstimmung mit den Planern. Auch die Abrechnung fällt in ihren Aufgabenbereich – bei einer Baustelle dieser Größe bedeutet das eine enorme Verantwortung.
Neben dem technischen Verständnis ist in ihrem Job auch der zwischenmenschliche Umgang ein wichtiger Faktor. „Man muss die richtige Balance zwischen einem lockeren Umgang und der notwendigen Ernsthaftigkeit finden“, erklärt Neuhold. Dass sie in einem traditionell männlich geprägten Umfeld arbeitet, stört sie nicht: „Ich kenne es eigentlich gar nicht anders. Für mich ist es Alltag, dass ich meist die einzige Frau auf der Baustelle oder bei Besprechungen bin.“ Wenn man einen Job gerne ausübt, dann sollte man sich nicht von solchen Dingen abschrecken lassen, ist sie überzeugt.
Abwechslung
Ähnlich sieht es auch Sandra Totschnig, die seit 2018 bei den Wiener Linien arbeitet: „Ich habe festgestellt, dass meistens eher die Männer irritiert sind, wenn sie auf Technikerinnen treffen.“ Sie ist in der Abteilung für Objektmanagement und Gebäudeerhaltung tätig. Dabei befasst sie sich mit dem Bereich „Fahrweg-Kunstbauten“ – also der Strecke zwischen den Stationen. „Dort befinden sich Bauten wie Stützmauern, Tunnel oder Brücken, die laufend saniert werden müssen. Wenn entlang der Objekte Neubauvorhaben stattfinden, bin ich ebenfalls involviert“, beschreibt sie.
Ihre Tätigkeit erstreckt sich über die U2, die südliche U1 sowie über den unterirdisch verlaufenden Bereich der Straßenbahn (Ustrab). Auch bei ihr steht vor allem der Austausch mit anderen Fachabteilungen im Mittelpunkt. „An meinem Job mag ich, dass er so interdisziplinär ist. Ich finde es spannend, mich mit Kollegen aus anderen Bereichen auszutauschen“, erzählt sie. „Dank dieser Diversität sind die Wiener Linien ein spannender Arbeitgeber für Technikerinnen und Techniker“, so Totschnig, die auf der Wiener Boku Kulturtechnik und Wasserwirtschaft studiert hat.
Kooperation
Katharina Pucher ist ebenso in der Abteilung für Objektmanagement und Gebäudeerhaltung tätig, konkret ist sie für Stationsgebäude der U4 verantwortlich. „Meine Zuständigkeit reicht dabei vom Tausch eines Türschlosses bis hin zur Generalsanierung einer Station“, beschreibt sie. 2018 war sie in die Sanierung der U4-Station Heiligenstadt involviert. „In nur zwei Monaten wurde der gesamte Bahnsteig abgetragen und dann wieder neu aufgebaut“, erinnert sie sich. Um den Zeitplan einhalten zu können wurde rund um die Uhr gearbeitet.
Derzeit befasst sie sich im Rahmen eines Forschungsprojekts mit Photovoltaik-Folien, die am Dach der U-Bahn-Station Ottakring angebracht wurden. „Die Technologie hat enormes Potenzial, das Projekt wird von der Europäischen Union gefördert“, so Pucher. Als Frau in einem technischen Umfeld zu arbeiten, sei nicht immer einfach. „Man muss sich als Frau stärker beweisen“, sagt sie. Mit ihrem Job ist sie dennoch sehr glücklich: „Wenn man gemeinsam mit anderen Abteilungen ein Projekt abgeschlossen hat, dann ist das ein super Gefühl.“ Derzeit sind die Wiener Linien wieder auf der Suche nach Werkmeisterinnen und Werkmeistern. Interessenten können sich online bewerben!
Fortschritt
Alexandra Reinagl, Geschäftsführerin der Wiener Linien ist stolz auf die Leistungen ihrer MitarbeiterInnen. „Es ist großartig was wir gemeinsam jeden Tag leisten. Es freut mich immer besonders, wenn ich Geschichten von technikbegeisterten Kolleginnen höre, weil wir gemeinsam Wien voran bringen. Mir ist es wichtig, „untypischen Frauenberufe“ bei den Wiener Linien attraktiver zu machen - das beginnt mit Schnuppertagen für Mädchen, wie den Töchtertag und geht bis zu einem internen Frauennetzwerk, flexiblen Arbeitszeitenmodellen oder Homeoffice. Gleiche Bezahlung für gleiche Leistung ist bei uns ohnehin schon seit Jahren state of the art.“
Übrigens: Wir suchen gerade Expertinnen in der Bauwirtschaft. Wir freuen uns aber auch über männliche Bewerber. Interessierst auch du dich für umweltfreundliche Mobilität und willst aktiv die Zukunft Wiens mitgestalten? Dann bewirb dich gleich auf unserer Karriereplattform online!
Text: Andreas Cavar
Fotos: Stefan Joham
Dieser Artikel erschien im VORmagazin 03/2020.