Wie ist es, Kontrollor*in zu sein?

Zwei Kontrollor*innen geben
Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Auch wenn die Zahl der Personen ohne gültigen Fahrausweis stetig kleiner wird, braucht es für den Job Menschenkenntnis und gute Kommunikation.

Es gibt keine Ausrede, die Monika und Thomas (Namen von der Redaktion geändert) noch nicht gehört haben. „Eine ältere Dame hat mir einmal erzählt, dass sie ihre Wohnung wechseln muss, weil darin ein Geist lebt. Das hat sie so verwirrt, dass sie auf ihren Fahrschein vergessen hat“, erzählt Thomas.

Alle Ausreden helfen freilich nicht, wenn die beiden und ihre Kolleg*innen die Fahrausweise in den Stationen und Öffis der ­Wiener Linien kontrollieren. Wer keinen gültigen Fahrausweis vorweisen kann, muss 105 Euro bezahlen. Bei Bezahlung mit Erlagschein sind binnen 14 Tagen 115 Euro zu überweisen. Nach weiteren 14 Tagen erhöht sich die Summe auf 145 Euro.

Ob es bestimmte Linien gibt, an ­denen man besonders oft Fahrgäste ohne gültiges Ticket erwischt? „Das kann man so generell nicht sagen. Meistens sind es die Linien, die auch am häufigsten benutzt werden“, so Thomas.

Egal ob Geist oder nicht – der Fahrschein muss sein!

Wie sieht der Alltag aus?

Die Kontrollor*innen der Wiener Linien sind sieben Tage die ­Woche und an 365 Tagen im Jahr im Schichtdienst unterwegs. „Ich mag den Job vor allem deshalb, weil er viel Abwechslung bietet – es ist ­immer etwas los!“, sagt Monika. Das empfindet auch Thomas so, der seit neun Jahren bei den Wiener Linien tätig ist: „Mir gefällt das freie Arbeiten und die Kommunikation mit Menschen. Ebenso, dass jeder Tag und Dienst individuell sind.“

Wer als Kontrollor*in für die Wiener Linien tätig sein möchte, muss eine mehrwöchige Ausbildung absolvieren. Dabei gilt es, sich etwa Kenntnisse über Tarife, Hausordnung, Beförderungsbedingungen und den Netzplan der Wiener Linien anzueignen.

Zu den wichtigsten Voraussetzungen für den Arbeitsalltag zählen Kundenfreundlichkeit und eine hohe physische sowie psychische Belastbarkeit. Immerhin sind die Kontrollor­*innen der Wiener Linien bei jedem Wetter ­sowie Tag und Nacht im Einsatz – Stresssituationen inklusive.

Jeder Tag ist anders – das gefällt Monika besonders an ihrem Job.

Lass uns reden!

Deeskalation spielt in dem Job eine wichtige Rolle, denn nicht alle Menschen ohne gültigen Fahrausweis zeigen sich einsichtig. „Ich hatte bis jetzt Glück und wurde noch nie angegriffen oder angespuckt“, erzählt Monika. Auch wenn solche Situationen die Ausnahme sind, so stellen sie doch eine Belastung dar: „Ich denke viel darüber nach, wenn meinen Kolleg*innen so etwas passiert. Es gibt auch ein eigenes Team von Psycholog*innen, an das wir uns nach solchen Vorfällen wenden ­können.“

Die meisten Situationen können mit der richtigen Kommunikation entschärft werden, betont Thomas. Im Ernstfall werden die Sicherheits­teams der Wiener Linien oder die Polizei verständigt. Wichtig sei, dass man negative Erfahrungen nach Dienstschluss nicht mit nach Hause nimmt. „Mir helfen vor allem die ­Gespräche mit Kolleg*innen, bestimmte Situationen ­aufzuarbeiten“, sagt Thomas.

Hinzu kommt, dass man als Kontrollor*in auch positive Situationen erlebt – etwa wenn man Fahrgästen hilft, den richtigen Weg zu finden.

Nicht nur die Kontrolle ist Teil von Thomas‘ Job. Auch mit Fragen kann man sich an ihn und seine Kolleg*innen wenden.

Erschienen in der Maiausgabe des vormagazins, Text: Andreas Cavar.

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