Einen „Werkmeister“ in der Remise Favoriten stellt man sich anders vor. Aber Beatrice Bichler ist ja auch Werkmeisterin, und zwar die erste hier in Favoriten. Damit hat sie – ohne jetzt daraus ein Drama zu machen – eine der letzten Männerbastionen erobert. 2009 startete die 27-jährige Wienerin ihre Wiener Linien-Karriere als Mechatronik- Lehrling, arbeitete dann im Wiener Linien-Kompetenzcenter in Ottakring und stieg zur Spezialfacharbeiterin und selbstständigen Monteurin auf.
Danach kam – mit Unterstützung ihrer damaligen Vorgesetzten – der nächste Schritt: „Ich wollte unbedingt Werkmeisterin werden“, sagt Bichler selbstbewusst. Die zur Werkmeisterin notwendige zweijährige Abendschule ging neben dem Job, den Abschluss feierte sie in der Elektrotechnik. Dann folgte noch eine halbjährige interne Einschulung. „Da mussten wir viele nicht so technische Dinge lernen, wie Mitarbeiterführung oder Arbeitsmanagement.” Mittlerweile ist sie bereits seit 2 Jahren offiziell Werkmeisterin.
Unter ihrem freundlichen Kommando stehen 111 MitarbeiterInnen. Sie warten und reparieren Straßenbahnen, darunter in Favoriten auch die neuen Flexity-Garnituren. Wie hat sie es geschafft, von den Männern anerkannt zu werden? „Am Anfang war schon ein bisserl Skepsis zu spüren“, sagt Bichler lächelnd. Und: „Ich bin ein offener, ehrlicher Mensch und habe mir damit wohl das Vertrauen erworben.“
Sie ist vor Ort, wenn die Bim streikt
Und auskennen muss frau sich natürlich. „Ich bin in den technischen Dingen bewandert. Ich weiß, wovon ich rede und sitze nicht nur im Büro, um Schreibarbeiten abzuliefern. Ich weiß, wie es draußen läuft, wie die Fahrzeuge funktionieren und was zu tun ist, wenn nicht“, betont Bichler. Hier gehört wohl auch dazu gesagt, dass sie sich keine Extrawürste brät. Sie ist im Acht-Stunden-Schichtdienst wie alle Werkmeister – zum Beispiel auch zu Weihnachten – und wenn der Einsatz kommt, ist sie mit auf dem Rüstwagen und leitet den Einsatz vor Ort. Wie oft das passiert, kann man nicht sagen: „Manchmal den ganzen Tag nicht, dann wieder fünf Mal hintereinander“, erzählt Bichler.
Apropos lernen: Mit neuen Fahrzeugen kommen immer wieder auch neue Techniken ins Spiel, immer mehr wird auch bei Straßenbahnen digitalisiert. „Wir haben ja hier den Flexity in der Remise, da arbeiten wir ständig auch vor Ort mit der Firma Bombardier zusammen.“ Bei einem neuen Fahrzeug ist für alle Mitarbeiter, von der Werkmeisterin abwärts, viel zu lernen, sie müssen Produktschulungen durchlaufen – und bei so vielen MitarbeiterInnen dauert das halt eine Zeit. Wohin wird der Karriereweg für Beatrice Bichler noch führen? – „Da ich ja bald schon 2 Jahre hier bin habe ich mich wunderbar eingearbeitet und bin sehr stolz auf meine MitarbeiterInnen! Wir geben jeden Tag unser Bestes und meistern jede Herausforderung zusammen, das möchte ich hier in Favoriten nicht so schnell aufgeben! Irgendwann möchte ich aber gerne Oberwerkmeisterin oder Stellvertreterin werden.“
Quelle: teamgeist. Text: Christian August. Bilder: Wiener Linien und textwerkstatt
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