„Alle einsteigen, bitte!“
Kameras bereithalten, unsere Sightseeing-Tour durch Wien beginnt: Auf der Fahrt von Süden nach Norden ist der neue Wiener Hauptbahnhof eine der ersten Haltestellen der Linie D. Reisende, die am „Bahnherz“ Österreichs ankommen, können mit der U1 dann in kürzester Zeit in die Innenstadt fahren. Oder sie nehmen den D-Wagen und begeben sich auf eine Reise durch die Geschichte Wiens. Schon seit fast 90 Jahren fährt sie auf ihrer heutigen Strecke. Viele der insgesamt 30 Stationen bringen die Fahrgäste an den Orten vorbei, die man gesehen haben muss, wenn man Wien einen Besuch abstattet.
Auf den Spuren von Klimt, Schiele und Kokoschka
1907 war zum ersten Mal eine Straßenbahn mit dem Liniensignal D unterwegs. Dasselbe Jahr, in dem Gustav Klimt sein berühmtes Gemälde Adele malte. Seine bedeutendsten Werke können heute im Schloss Belvedere besichtigt werden. KunstliebhaberInnen und Geschichtefans kommen also bei einer Fahrt mit dem D-Wagen schon kurz nach der Abfahrt auf ihre Kosten. Denn die Straßenbahn bringt sie am geschichtsträchtigen Schloss Belvedere vorbei. Dort wo einst der Staatsvertrag unterzeichnet wurde, präsentiert sich auch heute noch das für Prinz Eugen errichtete Barockschloss von seiner besten Seite. Wer sich einen kleinen Spaß erlauben möchte, kann es sich auf einer der Bänke in der kunstvoll angelegten Gartenanlage gemütlich machen und versuchen zu erraten, wie viele Runden die JoggerInnen wohl dort drehen mögen. 😉
Die Ringstraße als die Prachtstraße Wiens
Über 160 Jahre ist es her, als Kaiser Franz Joseph I. den Bau der Ringstraße ankündigte. Die alte Stadtmauer sollte einem Prachtboulevard weichen, der die innere Stadt und die Vororte verband. Auf genau diesem Boulevard, der Ringstraße, fährt der D-Wagen gemeinsam mit den Straßenbahnlinien 1, 2, 71 und der Vienna Ring Tram. Ausgehend vom Schwarzenbergplatz und vorbei am sogenannten "Russendenkmal" schlängelt sich die Linie D durch Wien. Hier grenzen gleich drei Wiener Gemeindebezirke - nämlich der erste, der dritte und der vierte - aneinander. Unweit von der Haltestelle Schwarzenbergplatz befindet sich das Herz von Wiens klassischem Konzertleben, der Wiener Musikverein. Hier findet auch das alljährliche Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker statt.
Weiter geht die Fahrt auf der berühmten Wiener Ringstraße. Dort passieren die Fahrgäste den Schauplatz des Wiener Opernballs – die Staatsoper, den Burggarten sowie den Heldenplatz und die Hofburg, wo seit dem Jahr 1945 der österreichische Bundespräsident sein Amt ausübt. Kleiner Tipp für StudentInnen: hier befindet sich auch die österreichische Nationalbibliothek. Bei ihrem historischen Flair lässt es sich gleich viel besser für die nächsten Prüfungen lernen. 😉
Die nächsten Stationen des D-Wagens bringen die Fahrgäste zu weiteren Must-Sees bei einer Wien-Reise: Den Burgring entlang und vorbei am Kunsthistorischen und Naturhistorischen Museum bahnt sich die Linie D ihren Weg vor zum Volksgarten, dem Parlament und dem Burgtheater. Aber noch nicht genug, über den Universitätsring kommen die WienbesucherInnen direkt zum Rathaus und zur Universität Wien.
Von Sigmund Freud bis hin zu Friedensreich Hundertwasser
Man fragt sich vielleicht, was eine Straßenbahnlinie nach einer so großen Anzahl an Sehenswürdigkeiten noch zu bieten hat. Gibt es überhaupt noch Orte, die es zu besuchen gilt? In der Schlickgasse kann man sich im Sigmund-Freud-Museum auf die Spuren von Freud und seiner Psychoanalyse begeben. Auch die von Hundertwasser gestaltete Müllverbrennungskugel der Spittelau ist einen Blick wert.
Endstation Nußdorf
Jede Fahrt geht einmal zu Ende, auch die der Straßenbahnlinie D. Die letzte Station führt die Fahrgäste nach Nußdorf. Auf den Spuren Beethovens, der selbst gerne durch das ehemalige Weindorf flanierte und den nach ihm benannten Beethovengang zu seinem Lieblingswanderweg auserkor, können SpaziergängerInnen bis auf den Kahlenberg wandern. Zum krönenden Abschluss der Sightseeing-Tour laden die zahlreichen Heurigen und lokalen Winzer in Nußdorf die Gäste zum Verweilen und Genießen ein. Wir haben übrigens auch einige Ausflugtipps für euch gesammelt, wenn ihr für ein Achterl in die Weinberge fahren wollt.
Eine Fahrt ins Sonnwendviertel
Im Jahr 2019 wurde die Strecke des D-Wagens um zwei Bim-Haltestellen und insgesamt 1,1 Kilometer in das Favoritner Stadterweiterungsgebiet Sonnwendviertel verlängert. Sie endet somit nicht mehr beim Hauptbahnhof in der Alfred-Adler-Straße, sondern fährt seit dem 2. Dezember 2019 bis zur Absberggasse – und das auf Grüngleis.
Dank der neuen Route entlang des Helmut-Zilk-Parks ist nun auch der Bildungscampus in der Hlawkagasse ideal angebunden. Die neue Endhaltestelle Absberggasse bietet den Fahrgästen nun auch zusätzliche Umsteigemöglichkeiten in die Bim-Linien 6 und 11. Aufgrund der neuen Linienführung wurde die ehemalige Endstation Alfred-Adler-Straße ein paar Meter an den Beginn der Antonie-Alt-Gasse versetzt.
Durch die Verlängerung der Linie D entsteht somit eine direkte Verbindung von Döbling bis Favoriten. Das ist aber noch längst nicht alles: Ab der Alfred-Adler-Straße ist der D-Wagen nämlich auf einem knapp 800 Meter langen Grüngleis unterwegs. Das sieht nicht nur schön aus, sondern dient vor allem als umweltfreundliche Cooling-Maßnahme.