Wiener-Linien-ABC Teil 2: Von der Messmarkierung für den Kinderfahrschein bis zum Zettelzupfer

In weit mehr als hundert Jahren haben die Wiener Linien die Stadt mitgeprägt. Viele Begriffe aus dem Öffi-ABC kennt ganz Wien. Andere kennen nur Insider. Wir haben für euch ein kleines Wörterbuch zusammengestellt. Teil 2 führt von M wie Messmarkierungen für den Kinderfahrschein bis Z wie Zettelzupfer.

M wie Messmarkierungen für den Kinderfahrschein

Früher waren an den Haltestangen bei den Eingangstüren der Straßenbahnen und Bussen Messmarkierungen angebracht. Größere Kinder und Jugendliche mussten sich dort hinstellen, damit ihre Körpergröße festgestellt werden konnte. Die Grenze lag bis 1938 bei 1,20 Meter, später bei 1,50 Meter. Die Fahrzeuge mit diesen Markierung waren bis in die 1980er Jahre damit unterwegs.

Die Messmarkierungen in diesem Gräf & Stift Bus war bis in die 1980er Jahre beim hinteren Einstieg angebracht.

N wie N-Wagen

Die Linie N war von 1980 bis 2008 vom Friedrich-Engels-Platz zur Hauptallee (Prater) unterwegs. Im Volksmund wurde die Linie zumeist N-Wagen oder einfach nur "N" genannt.

O wie Otto Wagner

Otto Wagner gilt als Urvater der Wiener U-Bahn. Die Stadtbahn, die er entwarf, galt als Vorgänger der U-Bahn. Die Linien U4 und U6 basieren heute in weiten Teilen auf der Strecke von damals. Einen ausführlichen Blogbericht zu Otto Wagner dazu könnt ihr hier nachlesen.

Die U4 über dem Wien-Fluss auf einer Brücke aus der Zeit Otto Wagners

P wie Pferdetramway

Bevor elektrische Straßenbahnen in Wien unterwegs waren, wurden Wagen auf Schienen von Pferden gezogen. Die erste Straßenbahn mit Pferdestärken war am 4. Oktober 1865 zwischen Schottentor und Hernals unterwegs. Einen ausführlicheren Bericht findet ihr hier: Pferdetramway

Um 1890 waren vor der Oper am Ring noch Pferdetramways unterwegs.

Q wie qando

„qando“ war unsere erste App für Smartphones, auf der Routen gesucht und Echtzeitdaten abgelesen werden konnten. 2009 startete das Service, das in Folge auf hunderttausenden Smartphones zum wichtigen Begleiter durch die Stadt wurde. 2017 folgte die neue App WienMobil, die neben Routing und Ticketkauf auch weitere Mobilitätsangebote wie Carsharing oder E-Bikes integriert.

Seit 2017 ist die WienMobil die neue App um Routen zu planen und Tickets zu kaufen.

R wie Reichsbrücke

Die Reichsbrücke gehört nicht nur zur Stadt Wien, sondern auch zur Geschichte der Wiener Linien. Als sie am 1. August 1976 einstürzte, befand sich einer unserer Gelenkbusse auf der Brücke. Dem Lenker passierte glücklicherweise nichts und auch der Bus konnte aus der Donau geborgen werden. Nach einer Restauration war er dann bis 1989 im Dienst und steht heute im Verkehrsmuseum Remise. Mehr zu diesem Thema könnt ihr hier nachlesen: Der Bus aus dem Fluss.

Bus Nummer 8084 wurde aus der Donau geborgen und war bis 1989 im Dienst.

S wie Silberpfeil

Seit den 1970er Jahren sind die Silberpfeile im Wiener Untergrund unterwegs. Am 25. Februar 1978 nahmen sie den regulären Betrieb auf der Linie U1 auf. Auch auf den Linien U2, U3 und U4 kann man mit dem legendären noch fahren. Konstruiert wurde der Silberpfeil vom Eisenbahn-Designer Johann Benda. Der Name Silberpfeil leitet sich von der silbernen Lackierung ab und ist eine Anspielung auf die Rennfahrzeuge von Mercedes-Benz und Auto Union, die vor dem zweiten Weltkrieg Rennen fuhren und ebenfalls Silberpfeil genannt wurden.

Ein Silberpfeil auf der U4 in Fahrtrichtung Heiligenstadt vor der Abfahrt in der Station Hütteldorf.

T wie Tramway

Bis heute wird die Straßenbahn in Wien gerne als Tramway bezeichnet. Schon vor über 150 Jahren war die Rede von der Pferdetramway und der Wiener Tramwaygesellschaft. In der Kurzfassung ist auch heute noch manchmal von der "Tram" die Rede. Bim ist in Wien aber der wohl noch öfter verwendete Begriff für die Straßenbahn.

U wie Ustrab

Ustrab steht für Unterpflasterstraßenbahn. Die Straßenbahnlinien 1, 6, 18 und 62 sowie die Wiener Lokalbahn verkehren auf den Gleisen unterhalb des Gürtels und Teilen der Wiedner Hauptstraße, die in den 1960er-Jahren errichtet wurden. Auch die heutige U2-Strecke ab dem Karlsplatz entlang der früheren Lastenstraße (heute Zweierlinie) war einst eine Unterpflasterstraßenbahn. Daher stammen auch die kurzen Stationsabstände.

Matzleinsdorfer Platz befindet sich eine Ustrab-Station.

V wie Virgilkapelle

Gebaut wurde die Virgilkapelle vermutlich im frühen 13. Jahrhundert. Ganz genau weiß man das nicht, Auch wo sie stand, wusste man bis 1972 nicht exakt. Bei den Arbeiten zum U-Bahn-Bau am Stephansplatz wurde sie wieder entdeckt und behutsam in den Stationsbau integriert, wo sie auch heute betrachtet und besucht werden kann.

In der U-Bahn-Station Stephansplatz kann man einen Blick in die Virgilkapelle werfen.

W wie "Die Weiße"

Ähnlich wie "Die Blaue", die den letzten Kurs einer Straßenbahnlinie anzeigte, war "Die Weiße" bis ins Jahr 1995 ein wichtiges Liniensignal. Eine weiße Scheibe, die das Fahrpersonal von Hand einlegte, zeigte nämlich den vorletzten Kurs einer Straßenbahn an. Beim nächsten Kurs wurde dann "die Blaue" eingelegt.

X wie X-Wagen

Ab Mitte 2020 ist der X-Wagen im U-Bahn-Netz unterwegs. Sie werden nach und nach die Silberpfeile ersetzen. Auf der Linie U5 wird der X-Wagen vollautomatisch unterwegs sein.

Y wie....

Da sind wir auf eure Hilfe angewiesen 😉 Fällt auch ein Begriff aus der Welt der Wiener Linien bzw. des öffentlichen Verkehrs für unser Öffi-ABC ein? Dann schreibt uns doch an socialmedia@wienerlinien.at

Z wie Zettelzupfer

1996 war der letzte Schaffner auf der Straßenbahnlinie 46 unterwegs. In den Jahrzehnten davor prägte dieses Berufsbild mit ihrer Erscheinung die Wiener Öffis. Weil sie beim Verkauf im Fahrzeug die Fahrscheine vom Fahrscheinblock rissen (wienerisch auch "zupfen"), wurden sie umgangssprachlich auch Zettelzupfer genannt. Heutzutage verwenden diesen Begriff ab und zu noch ältere Semester für Fahrscheinkontrollore. Wobei die nur noch in Ausnahmefällen Zettel zupfen. Nämlich dann, wenn sie einem Schwarzfahrer bzw. einer Schwarzfahrerin den Erlagschein in die Hand drücken. Geläufiger ist der Begriff Schwarzkappler für die Kontrollorgane, obwohl auch diese Bezeichnung längst historisch ist. Nach schwarzen Kappen braucht man als Fahrgast heute nicht mehr Ausschau halten, um einer Kontrolle zu entgehen.

Zu Teil 1 unseres ABC geht es hier: Das Wiener-Linien-ABC: Vom Amerikaner bis zur Leichentram

Nach oben

Kommentare (1)

  • Mir fehlen die offenen Waggons. Ich habe den Geruch den Lederstreifen noch in der Nase und das Geräusch, wenn der Schaffner gebimmelt hat. Außerdem war das schnelle ein- und aussteigen während der Fahrt sehr beliebt. Morgens um 5 bin ich mit dem 31er in der Matthias Jiszda Strasse losgefahren.
    Leopold Braun