Nachts halten die Wiener Linien das U-Bahn-Netz in Schuss.

Nachts bei den Wiener Linien

Gleise stopfen oder Kabel verlegen: Nach Betriebsschluss geht für einige von uns die Arbeit erst richtig los.

Wer rund um Mitternacht mit den letzten U-Bahnen unterwegs ist, hat sie sicher schon gesehen: die Personen in gelben Warnwesten, die in kleinen Gruppen auf den Bahnsteigen und neben den Stationseingängen warten. Sie sind MitarbeiterInnen der Wiener Linien und von Baufirmen, die zwischen Betriebsschluss und der ersten Fahrt im Morgengrauen das Wiener U-Bahn-Netz in Schuss halten. Über 1,2 Millionen Fahrgäste sind täglich auf den fünf Wiener U-Bahn-Linien unterwegs, mehr als 100 Züge sind gleichzeitig im Einsatz. Damit der Betrieb nicht gestört wird, sind hunderte ArbeiterInnen nachts an rund Dutzenden Einsatzorten im gesamten U-Bahn-Netz unterwegs und verlegen Kabel, tauschen Schienen, sanieren Tunnelwände, erneuern die Elektrik uvm.

Dafür haben sie meist nur etwas mehr als drei Stunden Zeit. Denn die U-Bahn ruht nachts nur etwa von 1 Uhr früh bis 4 Uhr früh. Von Freitagfrüh bis Sonntagnacht fährt sie sogar rund um die Uhr. Darum muss jeder Handgriff sitzen und der Arbeitsablauf eingespielt sein. 

Sobald die letzte U-Bahn mit Fahrgästen durchgefahren und der Strom abgestellt ist, huschen die ArbeiterInnen in Warnwesten ins U-Bahn-Gleis. Rund zehn Transporte sind nach Betriebsschluss zu Baustellen im gesamten U-Bahn-Netz unterwegs und versorgen sie mit Arbeitsmaterialien. Um diese Transportfahrten zu koordinieren, ist die Leitstelle auch außerhalb der normalen Betriebszeiten rund um die Uhr besetzt. Sobald der Transporter am Einsatzort eingetroffen ist, geht die Arbeit los.

Seit die U-Bahn am Wochenende von Freitagfrüh bis Sonntagabend durchfährt, stehen fünf Nächte pro Woche zur Verfügung, um alle nötigen Arbeiten unterzubringen. In diesen Nächten arbeiten wir zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter durch, im Hochsommer wie im tiefsten Winter. Nur Kabel werden hauptsächlich in den warmen Monaten getauscht, da sie bei Frost frieren und nicht mehr biegsam sind.

Um die Arbeiten in der kurzen Zeit erledigen zu können, ist perfekte Arbeitsteilung und Effizienz gefragt. Beim Gleistausch stehen die ArbeiterInnen unter besonderem Zeitdruck. Schon Tage vorher wird die Baustelle vorbereitet: Wenn die Arbeit beginnt, liegen sämtliche Materialien bereit und die alten Gleise müssen nur noch aus dem Gleisbett gehoben und ersetzt werden. "16 bis 18 Gleisstücke können wir in einer Nacht tauschen, ehe die ersten Züge aus den Bahnhöfen kommen", sagt Ronald Schwarzmann. Er arbeitet im Lastenbüro der Wiener Linien und trägt auf Baustellen die Verantwortung dafür, dass die Strecke wieder befahrbar ist, wenn der Betrieb beginnt. Der erste Zug mit Fahrgästen ist etwa auf der U6 schon um 4:39 Uhr unterwegs. Bis dahin muss alles getauscht, geschraubt, geschweißt und zusammengepackt sein. Und in der nächsten Nacht geht die Arbeit wieder weiter.

Nach Betriebsschluss von Bus, Bim und U-Bahn sind 20 Nachtbuslinien unterwegs. Nachts werden in den Garagen und Remisen die Fahrzeuge gereinigt und die Stationen geputzt. Wie ihr seht: Die Wiener Linien ruhen wirklich nie.

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