Meilensteine: 1969 – U-Bahnbau startet

Jeden Tag bewegen sich über eine Million Menschen mit der Bahn im Untergrund Wiens von einem Punkt der Stadt zum anderen.

Die U-Bahn zählt demnach zu den beliebtesten Verkehrsmitteln der Wienerinnen und Wiener. Täglich legt sie rund 41.000 km allein in unserer Hauptstadt zurück – das entspricht einer ganzen Erdumrundung (ca. 40.000 km). Allein im Jahr 2013 waren rund 428 Millionen Menschen mit der Wiener U-Bahn unterwegs. Doch wie hat eigentlich alles angefangen?

Bauarbeiter in Aktion auf der Stadtbahnstrecke

45 Jahre ist es mittlerweile her, dass der erste Spatenstich am Karlsplatz zum Bau der Wiener U-Bahn im Jahr 1969 erfolgte. Drei Jahre zuvor, genauer gesagt am 17. November 1966, wurde der Bau für die unterirdische Bahn in Wien beschlossen. Dies war im Vergleich zu anderen Weltmetropolen wie London, New York oder Paris relativ spät. In London etwa war die U-Bahn bereits ein Jahrhundert zuvor, nämlich 1863, feierlich eröffnet worden. Auch hierzulande gab es zu dieser Zeit schon erste Entwürfe vom Architekten und Stadtplaner Otto Wagner. Letztendlich machten aber die beiden Weltkriege und der darauffolgende zeit- sowie arbeitsintensive Wiederaufbau den frühen Plänen zum Bau einer Untergrundbahn in Wien einen Strich durch die Rechnung. Der verspätete U-Bahnbau hatte jedoch auch seine positiven Seiten: Zum einen konnte dadurch in der Planung auf die aktuellen Bedürfnisse der Wiener Bevölkerung eingegangen werden, zum anderen konnte von den Erfahrungswerten anderer Städte sowie vom neuesten Stand der Wissenschaft und Technik profitiert werden.

Das Grundnetz der U-Bahn, welches damals von Bürgermeister Bruno Marek und Verkehrsstadtrat Kurt Heller beschlossen wurde, setzte sich aus den Linien U1, U2 und U4 zusammen. Die Entscheidung fiel auf jene drei Linien, da mit ihnen der Bereich des Stadtkerns besser erschlossen werden konnte. Außerdem wurde schon damals besonders Wert darauf gelegt, dass das U-Bahnnetz bestmöglich in das bereits vorhandene Bus- sowie Straßenbahnnetz integriert wird. Die Planung sollte obendrein die Möglichkeit eines zukünftigen Netzausbaus mit einschließen und auch begünstigen.

Am 3. November 1969 war es dann endlich soweit. Die Bauarbeiten für die Wiener U-Bahn wurden am Karlsplatz gestartet, welcher auch das Zentrum der ersten Bauphase bildete. Schließlich trafen hier alle drei Linien des Grundnetzes zusammen und für lange Zeit war hier auch die U-Bahnleitstelle situiert (seit 2006 in Erdberg). Noch heute ist die Station am Karlsplatz mit ihren fünf Ebenen in den Untergrund die tiefste U-Bahnstation Wiens.

Bauarbeiten am Karlsplatz
U-Bahnbau am Karlsplatz geht voran

U1 – Wiens erste U-Bahnlinie

Die U1 sollte sich auf einer Länge von sechs Kilometern vom Reumannplatz über Karlsplatz sowie Stephansplatz zum Praterstern erstrecken. Nach einer Bauphase von neun Jahren erfolgte 1978 die Eröffnung der Strecke Reumannplatz bis Karlsplatz, bereits ein Jahr später reichte die rote Linie bis zum Stephansplatz. Nach weiteren drei Jahren Bauzeit fuhr die U1 schließlich weiter bis Praterstern.

U1 Eröffnung Stephansplatz, 1979

Es gab im Übrigen zwei unterschiedliche Methoden des Tunnelbaus, welche beim Bau der U1 zur Anwendung kamen, nämlich die „offene“ und die „geschlossene“ Bauweise. Offene Bauweise heißt, dass die Tunnel von der Oberfläche aus gegraben werden, wie es im Falle der U1 in der Favoriten- sowie in der Praterstraße geschehen ist. Die offene Bauart lässt sich auch später noch leicht an der Tunnelform erkennen, die ist nämlich rechteckig. Die geschlossene Bauweise erfolgt unterirdisch mittels einer Schildbohrmaschine, auch „Maulwurf“ genannt, und ist ebenfalls leicht erkennbar an der runden bzw. ovalen Form des Tunnelquerschnitts. Im ersten Bezirk, zwischen Donaukanal und Nestroyplatz sowie zwischen Theresianumgasse und Columbusplatz wurden die Tunnel mittels geschlossener Bauweise gegraben.

Bohrkopf einer Schildbohrmaschine (Maulwurf)
Tunnelbau in der Tiefe

Noch mehr beeindruckendes Bildmaterial zum Wiener U-Bahnbau findet ihr übrigens in unseren folgenden Beiträgen: Historische Fotos vom U-Bahnbau, Teil 1 und Teil 2.

U2 – Die Strecke der Zweierlinie

Die U2 wies damals eine Länge von 3,2 Kilometern auf und erstreckte sich vom Karlsplatz bis zum Schottenring. Sie nutzte als einzige U-Bahnlinie Teile der bereits in den 60er Jahren geschaffenen Untertunnelung der Straßenbahn, der sogenannten U-Strab (=Unterpflasterstraßenbahn).

Linie G2 während Bau der Zweierlinie-Ustrab, 1965
Ein moderner V-Zug im Einsatz auf der Linie U2.

U4 – Von der Stadtbahn zur U-Bahn

Die U4 war mit einer Länge von 16,3 Kilometern die längste U-Bahnlinie des Grundnetzes. Sie führte zuerst von Heiligenstadt bis zur Friedensbrücke und löste ab 1976 die damalige Stadtbahn auf dieser Strecke ab. Fünf Jahre später verlief die U4 bereits wie heute bis nach Hütteldorf. Die grüne Linie nutzt auf ihrer Strecke Teile der historischen Stadtbahntrasse und führt heute durch 11 Wiener Bezirke. Weitere Details zur ältesten Strecke Wiens erfahrt ihr hier in unserem Beitrag: Von der Stadtbahn zur U-Bahn.

Stadtbahn bei der Station Hietzing, 1981
Linie U4 zw. Stationen Meidling und zukünftiger Station Längenfeldgasse auf alter Trasse, 1983

Quelle: 100 Jahre Wiener Linien. Ein Jahrhundert für ein lebenswertes Wien.

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