Die Wiener Linien und die Wiener Polizei arbeiten in vielen Bereichen eng zusammen, um das höchstmögliche Maß an Sicherheit für die ganze Stadt zu gewährleisten. Neben den Bereitschaftseinheiten, die in Gruppen zu viert oder mehrt in den U-Bahnen und -Stationen unterwegs sind, spielt auch die Videoüberwachung in ebendiesen eine wichtige Rolle für die Aufklärung von Verbrechen. In allen neuen U-Bahnen wird rund um die Uhr aufgezeichnet, dazu sind in sehr vielen Stationen Kameras angebracht – insgesamt sind in Stationen und Fahrzeugen über 6.000 Kameras im Einsatz. Dieses Material kann sich die Polizei bei Straftaten zunutze machen.
Gezielte Fahndung
Neben anderen Kooperationen kommt auch hier der Zusammenarbeit zwischen Wiener Linien und der Landespolizeidirektion (LPD) Wien eine tragende Rolle zu, wie der Pressesprecher der Wiener Polizei, Patrick Maierhofer, hervorhebt: „Die Zusammenarbeit mit den Wiener Linien ist sehr wichtig für uns. Vor allem bei der Veröffentlichung von Lichtbildern hilft das sehr oft bei der Aufklärung, da haben wir eine ganz hohe Quote.“ Konkret kommt die Videoüberwachung zum Einsatz, wenn im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel ein Strafrechtsdelikt begangen wurde und das Opfer dies bei der betreffenden Polizeiinspektion meldet. Mit der Zustimmung des Opfers – aus datenschutzrechtlichen Gründen – wird dann von der Polizei per Mail ein Antrag für eine Videoauswertung an eine eigens damit betraute Stelle der Wiener Linien geschickt.
Im Jahr 2015 wurden 4.000, im Jahr davor sogar 4.400 Anträge gestellt. Voraussetzung ist, dass der oder die Geschädigte eine halbwegs anschauliche Täterbeschreibung abgeben kann. Darüber hinaus sind Details wie der exakte Zeitpunkt des Delikts, die Linie, die Station und wenn möglich der Fluchtweg entscheidend für eine erfolgreiche Videoauswertung. Diese passiert in der Zentrale der Wiener Linien direkt – die Polizei ist dabei nicht direkt involviert. „Die Mitarbeiter dort wissen schon ganz genau, auf was wir Wert legen; sie machen die Screenshots da, wo man die Gesichter am besten erkennen kann, wo man für einen Außenstehenden den besten Wiedererkennungswert hat“, so Maierhofer.
Wurde betreffendes Material gesichtet und ausgehoben, werden vier bis fünf finale Fotos entweder per Mail, via Datenträger oder direkt an zwei Stellen übermittelt: zum einen an die zuständige Polizeidirektion, welche die Anfrage gestellt hat, und zum anderen auch direkt an das Landeskriminalamt (LKA). Patrick Maierhofer erklärt, warum: „Es gibt bei uns im LKA eine spezielle Abteilung für Taschendiebstähle, die arbeiten sehr intensiv mit den Wiener Linien zusammen. Ein Großteil der Taschendiebstähle in Wien passiert in den öffentlichen Verkehrsmitteln, deshalb gibt es eine eigene Datenbank, wo Fotos von Taschendieben gespeichert werden.“ Erkennt ein Polizist anhand dessen einen Täter, ist dies ein großer Vorteil für die Ermittler. Die sogenannten „internen Mitfahndungsersuchen“ werden rein polizeiintern verwendet und dienen der allumfassenden Fahndung.
Mit öffentlicher Hilfe
Die zweite Variante, bei der die Videoauswertung eine immens wichtige Rolle spielt, ist die Veröffentlichung von einem Lichtbild. „Das kennt sicher jeder, wenn man ein unzensiertes Fahndungsfoto inklusive Täterbeschreibung in der Zeitung sieht“, so Maierhofer. Diese Veröffentlichungen gehen immer über den Tisch der Pressestelle der Polizei – sind jedoch an einige Voraussetzungen geknüpft: „Es bedarf einer Genehmigung der Staatsanwaltschaft, und das Delikt, um das es geht, muss mit einem Strafrahmen von mehr als einem Jahr bedroht sein; das wäre zum Beispiel ein Raub mit Messer. Natürlich müssen darüber hinaus andere Fahndungsmaßnahmen erschöpft sein.“
Wenn diese Faktoren zutreffen, wird ein Antrag an die Staatsanwaltschaft gestellt. Gibt diese aufgrund der Schwere der Tat ihr Okay, veröffentlicht die Pressestelle das Foto samt offizieller Presseaussendung mit Informationen zum Täter und dem Tathergang. „Vor allem bei den Lichtbildveröffentlichungen gehen sehr viele Hinweise ein, auch bei der Suche nach weiteren Opfern melden sich immer sehr viele Leute. Das hat in den Print- und Online-Medien einen sehr hohen Wirkungsgrad. Von unserer Seite muss man da natürlich auch Danke an die Wiener Linien sagen, dass sie uns diese Möglichkeit bieten und uns unterstützen. Weil 4.000 Anfragen musst du bearbeiten können, wenn dich die Polizei 4.000-mal im Jahr quält“, lacht Pressesprecher Patrick Maierhofer.
Text: Florian Fuchs
Bilder: Stefan Diesner und Johannes Zinner
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