August 2014: Wien ist im Mission-Impossible-Fieber. Eineinhalb Wochen lang drehen die Hollywood-Stars Tom Cruise und Rebecca Ferguson in der Innenstadt. Für einige Sekunden Film wird der Ring vor der Staatsoper zwei Nächte lang von 20 Uhr bis 5 Uhr früh komplett gesperrt. In der kurzen Filmsequenz, in der Agent Benji Dunn aus der Opernpassage auf die Ringstraße tritt, ist der gesamte Verkehr inszeniert. Inklusive zweier Straßenbahnen, die für die Dreharbeiten abgestellt sind und während der Filmtakes einige Meter vorwärts rollen.
Neben dem Bereich rund um die Staatsoper ist die U-Bahn-Station Schottenring einer der Hauptschauplätze. Zwei Nächte lang ist die 200 Personen starke Filmcrew von „Paramount Pictures“ in der U2-Station unterwegs. Dass Agent Dunn direkt mit der Rolltreppe vom Bahnsteig der U2-Station Schottenring vor die Oper fahren kann, ist eine Unschärfe, die wir Hollywood verzeihen. Für die Dreharbeiten lief Schauspieler Simon Pegg die Rolltreppe zur U4 fast 30 Mal auf und ab. Damit sein Hemd in der Szene wie frisch angezogen wirkt, musste es zwischen den Aufnahmen von einem Crewmitglied geföhnt werden.
Als Hauptdarsteller Tom Cruise zur Arbeit in der U-Bahn-Station Schottenring erschien, drängten sich so viele Schaulustige um ihn, dass stundenlang nicht mehr an Dreharbeiten zu denken war. Bei laufendem Betrieb waren außerdem 50 Crewmitglieder und 150 KomparsInnen in der U-Bahn-Station untergebracht.
Hollywood fährt mit der Bim
"Mission Impossible 5 war zweifellos das größte Filmprojekt, das die Wiener Linien je erlebt haben. Allein die Motivsuche für die Dreharbeiten dauerte ein halbes Jahr", sagt Angelika Drazdal. Sie ist seit 26 Jahren für die Organisation und Abwicklung von Filmdrehs im Netz der Wiener Linien zuständig. Das war aber nicht der einzige Besuch aus Hollywood. Immer wieder sind die Stationen und Fahrzeuge der Wiener Linien für heimische und internationale Filmcrews eine gefragte Location und Schauplatz für TV- und Kinoszenen. Legendär ist etwa die Straßenbahnfahrt auf der alten Ringrunde von Julie Delpy und Ethan Hawke in "Before Sunrise" aus dem Jahr 1995. Bei derartigen Dreharbeiten in Fahrzeugen ist es wichtig, dass die FahrerInnen für die Kamera möglichst konstant und sanft ohne zu ruckeln fahren. Es gibt bei den Wiener Linien einige FahrerInnen, die mittlerweile große Erfahrung mit Filmdrehs haben und deshalb bevorzugt eingesetzt werden.
Im James-Bond-Film „Der Hauch des Todes“ von 1987 beschattet Timothy Dalton eine Musikerin in der Straßenbahn von Bratislava. Wienerinnen und Wiener erkennen schnell, dass die in der Tschechoslowakei spielenden Szenen tatsächlich mit Wiener Bims vor der Wiener Volksoper, in der Antonigasse und der Remise Währing gedreht wurden. Zur Zeit des Eisernen Vorhangs war es nicht so leicht, in Bratislava eine Drehgenehmigung zu erhalten. Deshalb wurden die Filmsequenzen, die in der heutigen Slowakei und in Österreich spielen, alle in Wien gedreht.
Die Musikindustrie war auch schon zu Besuch. Im Frühjahr 2009 drehten die Pussycat Dolls ein Video zwischen den alten Straßenbahnen im heutigen Verkehrsmuseum Remise. Dabei hat die Filmcrew die Halle in einen indischen Basar verwandelt. Nicole Scherzinger sang den Song "Jai Ho! (You Are My Destiny)" für den Film "Slumdog Millionaire" ein.
Auch abseits der Hollywoodkracher ist in unserem Netz viel los. Österreichische Produktionen wie "Kommissar Rex", "SOKO Donau", "Kaisermühlen Blues" oder "Kottan ermittelt" waren und sind so etwas wie "Stammgäste". Allein im Jahr 2017 waren an 157 Tagen Dreharbeiten bei den Wiener Linien. Dabei entstanden Aufnahmen für 18 Filme und TV-Serien, 41 Werbeclips, 26 Dokumentationen und 52 Studierendenfilme. Zum Beispiel eine Verfolgungsjagd in der Wiener U-Bahn für den Film „Die Hölle“.
Mehr als die Hälfte der Dreharbeiten findet in U-Bahn-Stationen statt. Der Rest in Zügen, Straßenbahnen oder Bussen, aber auch Tunneln, Remisen und Garagen. Da die Schauspielerinnen und Schauspieler die Fahrzeuge der Wiener Linien nicht selbst fahren dürfen, werden diese für Dreharbeiten oft auf einen Anhänger gestellt, der das Fahrzeug durch die Gegend kutschiert. Manchmal werden für die Drehs auch historische Straßenbahnen und Busse aus der Garage oder Remise geholt.
Bei allen Drehs sind MitarbeiterInnen der Wiener Linien mit dabei und sorgen dafür, dass die Filmaufnahmen ein sicheres Umfeld haben und gleichzeitig der normale Linienbetrieb nicht gestört wird. Die große Vielfalt der Dreharbeiten in unseren Stationen und Fahrzeugen seht ihr hier.