Die Geschichte der U6: Teil 2

Die Umstellung der ehemaligen Stadtbahnstrecke auf den U-Bahn-Betrieb für die Linie U6 wurde 1989 abgeschlossen. Ab 1995 wurde die Strecke verlängert.

Alle, die das eigene Wissen zur Stadtbahn noch ein wenig auffrischen möchte, empfehlen wir nochmals den ersten Teil unserer dreiteiligen Serie. Heute erzählen wir euch die Details zur Umstellung der ehemaligen Stadtbahnstrecke auf den U-Bahn-Betrieb.

Die Stadtbahn hat Wien viele Jahrzehnte lang geprägt, bevor dann die schrittweise Einbindung in das Wiener U-Bahn-System folgte. Die Gürtelstrecke, die von Meidling Hauptstraße bis nach Heiligenstadt bzw. bis zur Friedensbrücke ging, wandelte sich über die Jahre hin zur heutigen U6.

Diese Transformation startete im Jahr 1983 als zweite Ausbauphase der Wiener U-Bahn. Die Ausbauphase betraf neben der U6 auch die U3 und wurde übrigens erst mit der U3-Verlängerung nach Simmering im Jahr 2000 vollständig abgeschlossen.

1983: Baubeginn der U6

Der Spatenstich für den Bau der U6 fand am 7. September 1983 in der Pottendorfer Straße in der Nähe der späteren Station Philadelphiabrücke – heute Bahnhof Meidling – statt.

Von 1983 bis 1989 dauerten die Umbauarbeiten auf den U-Bahn-Betrieb.

Im Zuge der Umstellung wurden auch neue Stationen gebaut. Die Arbeiten an der Station Thaliastraße hatten schon vor dem Spatenstich begonnen, sodass diese bereits 1980 eröffnet werden konnte. Wie auch die Station Michelbeuern-AKH, die 1987 eröffnet wurde, unterscheiden sie sich in ihrer Bauweise bis heute markant von den historischen Stationen Otto Wagners.

Tunnelröhren bei der Station Philadelphiabrücke (heute Bahnhof Meidling) im Jahr 1986. Drei Jahre später ging die Strecke in Betrieb.

Am 7. Oktober 1989 war es dann so weit: Die ehemalige Gürtelstrecke der Stadtbahn wurde als U6 ins Wiener U-Bahn-Netz integriert. Baulich musste bei der Umstellung der früheren Stadtbahnstrecke relativ wenig geändert werden. Die Signalanlagen wurden erneuert und – das war wohl die größte Veränderung – die Strecke von Links- auf Rechtsverkehr umgestellt.

Oberleitung statt Stromschiene

Die Stromversorgung erfolgt bis heute über die Oberleitung statt über eine Stromschiene und ist damit ein Unikum im Wiener U-Bahn-Netz. Auf Barrierefreiheit wurde bereits während des Umbaus geachtet: Alle Stationen wurden mit Liften oder Rampen barrierefrei zugänglich gemacht.

Ab 1995: Verlängerung in den Norden und Süden Wiens

Bereits im Juni 1990 wurde von Bund und Land Wien beschlossen, die neue U6 im Norden bis nach Floridsdorf und im Süden bis nach Siebenhirten zu verlängern. Etwa fünf Jahre später, am 15. April 1995, wurde die Linie vom Bahnhof Meidling (damals noch Philadelphiabrücke) über die Stationen Tscherttegasse, Am Schöpfwerk, Alterlaa, Erlaaer Straße und Perfektastraße um 5,2 km in den Süden nach Siebenhirten erweitert.

Bis Mai 1995 verkehrte die Schnellstraßenbahnlinie 64 nach Siebenhirten, dann übernahm die U6 den Betrieb auf.

Bei der Verlängerung in den Norden kam der geplanten Station Neue Donau besondere Bedeutung zu. Anfang der 1990er Jahre wurde diskutiert, ob die Weltausstellung 1995 in Wien stattfinden solle. Die EXPO hätte in der Nähe der UNO-City stattgefunden und wäre durch die U6 und einen Shuttleservice ideal zu erreichen gewesen. Im März 1991 starteten daher unter Hochdruck die Rohbauarbeiten. Zwei Monate später, bei der Volksabstimmung im Mai, entschied sich die Bevölkerung jedoch mit 65 Prozent klar gegen Wien als Standort der EXPO. Die Bauarbeiten waren schon voll im Gange und am 4. Mai 1996 wurde die Verlängerung bis nach Floridsdorf in Betrieb genommen.

Einstellung des Betriebs nach Heiligenstadt

Die Erweiterung nach Floridsdorf bedeutete auch die Einstellung des Streckenabschnitts bis Heiligenstadt. Bereits 1991 wurde im Zuge der Bauarbeiten auch die Verbindung zur Station Friedensbrücke, heute ebenso Teil der grünen Linie, eingestellt, um den U4/U6-Knoten Spittelau errichten zu können. Von Beginn der Stadtbahn bis zum Ende des 20. Jahrhunderts hat sich also vieles getan und verändert.

Im dritten Teil der Serie legen wir den Fokus auf die verwendeten Fahrzeuge und die aktuellen Revitalisierungen der historischen Otto-Wagner-Stationen. 

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