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Der Weg zurück: So führen die Öffis aus der Klimakrise

Corona hat große Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Menschen. Sowohl die Wiener Linien als auch ExpertInnen aus vielen Bereichen sehen in den Öffis aber nach wie vor die sichere Lösung für Gegenwart und Zukunft.

Obwohl bislang keine einzige Infektionskette auf eine Ansteckung in den Öffis zurückgeht, sind die Fahrgastzahlen in Bus, Bim und U-Bahn noch nicht so hoch wie vor Corona. Unser Ziel ist es nun, dass wieder möglichst viele Menschen auf die Öffis umsteigen. Das hat einen ernsten und wichtigen Hintergrund: Die Klimakrise wurde zwar in der öffentlichen Debatte von der Coronakrise abgelöst – der Klimaschutz wird aber auch weiterhin eines der wichtigsten Themen bleiben.

Diese Maßnahmen machen die Öffis sicher

Wir haben in den vergangenen Monaten gemeinsam mit GesundheitsexpertInnen der Stadt Wien hart daran gearbeitet, um den Öffi-Verkehr auch in Zeiten der Coronakrise so sicher wie möglich zu gestalten. Die Themen Sauberkeit und Hygiene rückten dabei in den Vordergrund: z.B. die tägliche gründliche Reinigung von Stationen und Fahrzeugen sowie Desinfektion von Flächen, mit denen Fahrgäste in Berührung kommen.
Auch das von der Bundesregierung verordnete Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in U-Bahn-Stationen sowie Bus, Bim und U-Bahn trägt zu einer noch sichereren Umgebung bei. „Die ganz große Mehrheit unserer Fahrgäste trägt den Mund-Nasen-Schutz sehr diszipliniert. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Fahrgäste, die ihre Mitreisenden so schützen", so Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl.
Bisher ging noch keine Infektionskette von den Öffis aus. Dass Menschen durch Corona abgehalten werden, wieder öffentlich zu fahren, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht nachzuvollziehen. „Der öffentliche Verkehr ist kein Ansteckungscluster“, so Hans-Peter Hutter, stellvertretender Leiter des Zentrums für Public Health an der Medizinischen Universität Wien.

Nur mit den Öffis können wir die Klimaziele erreichen

Das Auto hat in den vergangenen Monaten eine kleine Renaissance erlebt. "Viele wiegen sich im eigenen Auto in Sicherheit. Gerade die Ultrafeinstaub- und Feinstaubbelastung ist im Inneren eines Autos sogar noch höher als am Gehsteig“, warnt Hutter. "Das Auto ist wirklich keine zukunftsträchtige Mobilitätsform."
Für Verkehrswissenschaftler Michael Cik von der TU Graz ist der Rückgang der Öffi-Fahrgäste ein interessantes Phänomen: „Es findet eine Mobilitätsveränderung statt, die so wohl niemand je erwartet hätte. Es wird noch ein langer Prozess zurück sein zum Peak vor dem Lockdown – das wird ein Marathonlauf. Dabei gibt es viele Argumente, die für den öffentlichen Verkehr sprechen. Sie sind sicher, pünktlich, günstig und klimafreundlich - besser kann man in der Stadt nicht unterwegs sein.“
In Wien wurden zuletzt 38 Prozent aller Wege mit dem öffentlichen Verkehr zurückgelegt – ein absoluter Spitzenwert in Europa! Nun droht aber, dass sich dieser Wert zugunsten des PKW verschiebt. „Wir müssen über 40 Prozent kommen, damit wir die Klimaziele erreichen können“, skizziert Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer. Das Autofahren in der Coronakrise bezeichnet er als „kurz einzusetzendes Antibiotikum“, das als Dauermedikament aber großen Schaden anrichten wird.
Wenn wir mit den Öffis fahren, statt mit dem Auto, sparen wir 1,5 Tonnen CO2 im Jahr! Außerdem nutzen Öffis die verfügbare Fläche in der Stadt viel effizienter- in eine U-Bahn passen ca. 900 Menschen, dafür bräuchte man 750 Autos!

Greenpeace fordert mehr Geld für grüne Mobilität

"Es ist notwendig, dass die Fahrgäste möglichst bald wieder zu den Öffis zurückkehren", befindet Greenpeace-Klimaexpertin Jasmin Duregger. „Der Verkehr ist unser großes Sorgenkind. Seit 1990 sind die Emissionen im Verkehr um rund 70 Prozent gestiegen“, erzählt Duregger besorgt. „Wir von Greenpeace fordern daher eine Nahverkehrsmilliarde pro Jahr, damit Österreich wieder auf Klimakurs kommt.“ Greenpeace hat erst kürzlich zum Thema Klimaschutz eine österreichweite Befragung durchgeführt, um die Stimmung in der Gesellschaft einzufangen. Das Ergebnis: auch in Krisenzeiten ist für viele der Klimaschutz enorm wichtig. Für 90 Prozent der Befragten wird die Erderwärmung immer deutlicher spürbar. Über 80 Prozent stimmen Greenpeace daher zu, dass mehr Steuergelder eingesetzt werden müssen, um die Klimakrise zu bekämpfen.
Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl unterstreicht, wie wichtig es gerade jetzt ist, in den öffentlichen Verkehr zu investieren: „Jeder Euro, den wir in die Öffis investieren, kommt fünf Mal in eine Volkswirtschaft zurück. Öffis sind nämlich nicht nur gut für die Umwelt, sondern schaffen auch jede Menge Arbeitsplätze. Aber auch durch aktiven Klimaschutz und weniger Stau auf den Straßen können die Kosten für die Gesellschaft langfristig positiv beeinflusst werden.“
Das U2xU5 Infocenter in der Station Volkstheater. Übrigens: Der Klimaeffekt des U-Bahn-Ausbaus U2xU5 ist gleichzusetzen mit 60 Millionen 30-jährigen Bäumen. Diese Umweltleistung kann somit in 10 statt 30 Jahren erreicht werden.

Ausbau macht Öffis noch attraktiver

Nur wenn die Öffis ausgebaut werden, können noch mehr Menschen zum Umsteigen motiviert werden. Schon jetzt können die WienerInnen mit der Anzahl der Öffi-Haltestellen international angeben: Im Schnitt haben fast alle WienerInnen in nur rund 300 Metern Gehweite eine Öffi-Station. „Wir möchten die Menschen noch besser öffentlich anbinden und die berühmte ‚letzte Meile‘ - von der Haltestelle bis in die eigenen vier Wände - einfacher machen“, erzählt Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer. „Wir testen beispielsweise den Einsatz von autonomen Bussen. Außerdem bauen wir unsere WienMobil-Stationen aus. So soll es ganz einfach sein, Car- oder Bikesharing mit U-Bahn, Bus und Bim zu kombinieren. So schaffen wir es gemeinsam, dass Wien in Zukunft klimafreundlich und bequem mobil bleibt.“
Die WienMobil-Stationen verbinden öffentliche Verkehrsmittel mit Sharing-Angeboten.
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