Manchmal läuft schon am frühen Morgen alles schief. Verschütteter Kaffee, verbrannter Toast, verlegte Schlüssel. Wir kennen das. Doch was ein Buslenker der ehemaligen Wiener Stadtwerke-Verkehrsbetriebe am 1. August 1976 erlebte, ist heute noch vielen Wienerinnen und Wienern präsent. Um ca. 5.00 Uhr stürzt aus heiterem Himmel die Wiener Reichsbrücke über der Donau ein und reißt den Bus, der zum Glück noch ohne Fahrgäste unterwegs war, und einen PKW mit in die Fluten. Der PKW-Lenker kommt dabei ums Leben.

Der Buslenker hatte Glück im Unglück. „Ich verspürte einen starken Schlag auf die Hinterräder und dachte erst an ein Schlagloch", geht aus einem Bericht hervor. Er wird mehrfach im Bus herumgeschleudert. „Erst als ich wieder aufwachte und rundherum Wasser sah wusste ich, was passiert war." Der 12,6 Tonnen schwere Gelenkbus stürzte zwar in die Donau, ging aber nicht unter, sondern schwamm regelrecht auf den eingestürzten Brückenteilen. Der Lenker konnte sich aus dem Bus befreien und wurde nach kurzer Zeit per Stromboot geborgen. Mit Prellungen und einem tiefsitzenden Schock kam er relativ glimpflich davon.
Der Brückeneinsturz als Medienspektakel
Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei, Rettung und Bundesheer war sofort zur Stelle aber auch Schaulustige und Presseleute versammelten sich in den frühen Morgenstunden am Donauufer. „Brückenschauen" lautete damals das Motto.

Der „Donaubus" erlangt Berühmtheit
Nicht nur der Buslenker, auch das Fahrzeug, das erst seit März 1975 in Betrieb war, überstand den Einsturz relativ glimpflich. Nach mehreren Tagen im Wasser konnte der Bus mit einem eigens konstruierten Schwimmkran geborgen werden. Der Bus wurde restauriert und war bereits am 3. Oktober 1976, nur wenige Wochen nach dem Unglück, wieder einsatzbereit. Noch bis 1989 war der „Donaubus" im Wiener Öffi-Netz unterwegs. Heute ist der Gelenkbus mit der Nummer 8084 eine lokale Berühmtheit und kann im Verkehrsmuseum Remise bestaunt werden. Anlässlich des 40. Jahrestages des Unglücks fuhr der Bus neuerlich über die Reichsbrücke.
Neue Brücke mit Platz für die U-Bahn
Die heutige Reichsbrücke blickt auf eine 140-jährige Geschichte zurück und ist bereits die dritte ihrer Art. 1876 wurde die erste Verbindung über die Donau als „Kronprinz-Rudolf-Brücke" eröffnet. Bald nahm der Verkehr zwischen den Donauufern zu und eine modernere, größere Brücke musste her, die 1937 eröffnete.
Gleich nach dem Einsturz 1976 galt es rasch zu Handeln. Innerhalb weniger Monate standen zwei temporäre Ersatzbrücken, eine für die Straßenbahn, eine für den Autoverkehr, bis im November 1980 schließlich der Neubau, wie wir ihn heute kennen, eröffnet wurde. Dieser wurde so konstruiert, dass auch eine U-Bahn die Donau überqueren konnte. Am 3.9.1982, also knapp zwei Jahre nach der Eröffnung der Brücke, fuhr die U1 zum ersten Mal über die 865m lange Reichsbrücke, die bis heute das Tor in die Donaustadt ist.
Noch diesen Herbst tauscht die zuständige MA 29 die Lager der Reichsbrücke und stellt so sicher, dass die Brücke auch in Zukunft die Leopoldstadt und Donaustadt verbindet.

Kommentare (1)
Wir führen an diesem 1.8.76 mit der DFS Schönbrunn Richtung Wien.
Die Aufregung war vorerst groß, da der Praterkai nicht angesteuert werden konnte. Endstation war deshalb in Nußdorf.
Wie lange der Einsturz die Fahrten der DDSG beeinträchtigten weiß ich nicht, mein Vati war damals nur bei der weißen Flotte…