Neue Tarife seit 1. 1. 2018 – die Hintergründe der Preisänderungen
Ob U1-Verlängerung, U4-Modernisierung, das neue Sicherheitsteam, Intervallverdichtungen oder die Anschaffung neuer Fahrzeuge: Der stetige Ausbau des Öffinetzes ist eines unserer größten Anliegen. Allein im Jahr 2017 haben die Wiener Linien rund 413 Millionen Euro in Ausbau und Verbesserung des bestehenden Netzes investiert. Insgesamt konnten wir das Angebot in den vergangenen fünf Jahren stark ausweiten. Damit wir auch in Zukunft ein qualitativ hochwertiges Service bieten können, kam es seit 1. 1. 2018 zu Anpassungen der Tarife. Das Preis-Leistungsverhältnis bei den Wiener Öffis bleibt nach wie vor eines der besten in ganz Europa.
Wachsende Stadt, die Öffis wachsen mit
Mit der wachsenden Stadt wächst das Öffi-Netz in Wien mit. Das bedeutet auch eine Steigerung der Betriebskosten. Die U1-Verlängerung nach Oberlaa eignet sich hier gut als Beispiel: Seit Anfang September fährt die Linie U1 auf 4,6 zusätzlichen Streckenkilometern fünf neue Stationen an. Bedingt durch die längere Strecke sind mehr Züge unterwegs, wofür wiederum FahrerInnen benötigt werden. Die Stationen müssen regelmäßig gereinigt und die Fahrzeuge gewartet werden. Für den Betrieb der Stationen und Strecken wird zusätzliche Energie benötigt. All das sind Faktoren, die steigende Betriebskosten verursachen. Allein 2016 haben wir für unser gesamtes Öffi-Angebot rund 45 Mio. Euro für Energie (Strom und Treibstoff) ausgegeben.
Neben dem U-Bahn-Ausbau haben die Wiener Linien auch in den vergangenen Jahren in das Bim- und Busnetz investiert. Seit 2012 ist das Wiener Öffi-Netz um insgesamt 120 km angewachsen. So wurden beispielsweise die Linien D und 26 verlängert. Zusätzlich wurden die Intervalle auf zahlreichen Linien, wie z.B. 6, 43 oder 44 verdichtet und die Zahl von klimatisierten, barrierefreien Straßenbahnen erhöht. Auch bei den Bussen investieren wir rund 155 Mio. Euro in moderne Fahrzeuge. Die Umstellung der Busflotte dauert noch bis 2019.
365-Euro-Jahreskarte bleibt
Die Jahreskarte um 365 Euro bei Einmalzahlung besteht weiterhin als günstigste Form der Mobilität in der Stadt. Ebenso von Preisänderungen unberührt bleiben das Top-Jugendticket und Jugendticket für SchülerInnen und Lehrlinge sowie das Semesterticket beim Online-Kauf.
Aber auch nach der Preisänderung bleiben viele Tarife unter dem Niveau früherer Jahre. So liegt etwa der künftige Preis der Jahreskarte bei monatlicher Abbuchung trotz des laufend ausgebauten Öffi-Netzes noch immer unter dem Niveau von 2002 (Preis damals: 417 Euro). Und auch der Preis für die Jahreskarte für SeniorInnen wurde zuletzt im Jahr 2007 angehoben.
Ein Einzelfahrschein kostet künftig 20 Cent mehr, der ermäßigte Einzelfahrschein 10 Cent mehr. Der neue Preis für die Wochenkarte beträgt 17,10 Euro statt bisher 16,20 Euro.
Hier finden Sie unser aktuelles Ticketangebot. Fragen und Antworten zu den neuen Tarifen.
Tarifautomatik als Basis für Preisänderungen
Zuletzt änderten sich die Tarife im Jahr 2014. Die Tarifautomatik orientiert sich an definierten Kosten- und Leistungsfaktoren, die sich seither um 5,3 Prozent erhöht haben. Die Faktoren beinhalten die Preisentwicklungen für Energie, Personal, den Verbraucherpreisindex und ein steigendes Leistungsangebot, das z.B. den laufenden Netzausbau, längere Betriebszeiten und Intervallverdichtungen umfasst. Effektiv erwarten wir durch die Preisänderungen für 2018 eine Steigerung der Umsatzerlöse von rund 3,7 Prozent. Damit schöpfen wir den Spielraum für mögliche Preisänderungen nicht aus.
Wollten Sie immer schon mal wissen, wohin genau ihr Geld fließt, nachdem Sie einen Fahrschein gelöst haben? Wir haben uns das in einem Video ein bisschen genauer angeschaut:
Im Überblick: Das änderte sich mit 1. 1. 2018 noch
Anpassungen im Ticketangebot: Mit den Preisänderungen passen wir auch unser Ticketangebot an. Einige Fahrscheine wie etwa das 4-Fahrten-Ticket oder auch das 90-Minuten-Ticket gibt es künftig wegen geringer Nachfrage nicht mehr. Neu im Sortiment sind dafür seit 1. 1. 2018 ein 2-Fahrten-Fahrschein und ein Einzelfahrschein für SeniorInnen.
Aus für den Fahrscheinverkauf in Autobussen: Von allen Fahrgästen der Wiener Linien haben nur 0,06 Prozent ihren Fahrschein im Bus gekauft. Zusätzlich bedeutet der Verkauf im Bus einen sehr hohen Organisationsaufwand und sorgt für Verzögerungen im Fahrbetrieb. Künftig gilt also: Bei Fahrtantritt benötigt man einen gültigen Fahrschein. Den gibt es wie bisher in Trafiken, Automaten und Ticketstellen in den U-Bahn-Stationen, über die WienMobil-App oder den Online-Ticket-Shop.
Schwarzfahren lohnt sich weiterhin nicht: Wer ohne Ticket erwischt wird, zahlt seit 1. Jänner 105 Euro. Bei Bezahlung binnen zwei Wochen beläuft sich die Mehrgebühr auf 115 Euro. Bisher musste binnen drei Tagen bezahlt werden, sonst erhöhte sich der Betrag auf 134 Euro.
Anspruchsalter für SeniorInnen: Mit 1. 1. 2014 wurde in fast allen Verkehrsunternehmen Österreichs das Anspruchsalter für die SeniorInnen-Ermäßigung für Frauen und Männer von 60 auf 61 Jahre angehoben. Das Anspruchsalter steigt seither automatisch alle zwei Jahre um ein Lebensjahr: Seit 1. 1. 2018 muss man demnach 63 Jahre alt sein, um ein Öffi-Ticket mit SeniorInnen-Ermäßigung kaufen zu können.
Investitionen in die Zukunft
Ein gut funktionierendes, leistbares und zuverlässiges öffentliches Verkehrsnetz wird nicht ohne Grund oft als „Rückgrat“ einer modernen Stadt gesehen. Daher ist für uns klar: Wir wollen unseren Fahrgästen auch in Zukunft das bestmögliche Angebot bieten. Daher investieren wir auch weiter in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.
Einige Beispiele dafür sind:
- Anschaffung von bis zu 156 Flexity-Straßenbahnen ab 2018 um bis zu 562 Mio. Euro
- Neue U-Bahn-Züge für den weiteren U-Bahn-Ausbau um bis zu 550 Mio. Euro
- Ausbauprojekt der Linien U2 und U5. Investionsvolumen der ersten Ausbaustufe: rund 1 Mrd. Euro
- Öffi-Paket: Ausbau von Bim- und Busverbindungen bis 2020 um rund 70 Mio. Euro
- Fortsetzung der U4-Modernisierung bis 2024: Investition insgesamt 335 Mio. Euro
Was aber bleibt: Das Preis-Leistungsverhältnis ist in Wien nach wie vor eines der attraktivsten in ganz Europa. Im europäischen Durchschnitt kostet eine Jahreskarte rund 780 Euro, in Wien weniger als die Hälfte. In Städten, die mit Wien vergleichbar sind, wie etwa Hamburg (606 Euro) oder München (741 Euro) ist die Jahreskarte deutlich teurer.
Öffis bleiben günstigstes Verkehrsmittel
Klar ist aber auch: Wir müssen die uns zur Verfügung stehenden Mittel so effizient wie nur möglich einsetzen. In den vergangenen Jahren haben wir zahlreiche Effizienzmaßnahmen in der Verwaltung und in Werkstätten, aber auch im Bau- und Anlagenmanagement sowie im Betrieb umgesetzt. Zu diesen Maßnahmen gehören neben der Optimierung von Wartungsverträgen bei Fahrzeugausschreibungen, die Erarbeitung neuer Werkstättenkonzepte auch Verbesserungen in der Organisation der Bahnhöfe und Garagen.
Die gestiegene Produktivität zeigt sich auch in den Fahrgastzahlen: Im Jahr 2010 wurden von einem bzw. einer Mitarbeiter/in noch 104.000 Fahrgäste befördert, 2016 waren es bereits 112.000 Fahrgäste. Insgesamt konnten seit 2001 durchschnittlich rund 35 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.