Die Öffis sind Energiesparmeister. Dafür sind wir immer auf der Suche nach neuen Ideen, um unsere Fahrgäste noch umweltschonender durch die Stadt zu bringen.
Wie funktioniert dieses System eigentlich?
Es passiert täglich tausende Male: Immer, wenn eine U-Bahn in einer Station stehen bleibt, wird Bremsenergie frei. Ein Großteil der gewonnenen Energie wird rückgespeist und treibt andere anfahrende Züge an. Jedoch was tun, wenn gerade kein Zug sich zeitgleich in der Station befindet? Bis vor einigen Jahren blieb die entstandene Energie ungenützt und wurde in Wärme umgewandelt. Dank des Projektes "Brake Energy" kann diese Energie aber recycelt werden: Ist gerade kein anderer Zug in der Station, wird die überschüssige Bremsenergie in das 20kV-Wechselstromnetz der Wiener Linien eingespeist. So werden Rolltreppen, Aufzüge und Beleuchtung in Stationen mit recyceltem Strom versorgt.
Inzwischen gibt es bereits vier Brake Energy Anlagen: In den U-Bahn-Stationen Hardeggasse, Altes Landgut, Ober St. Veit und seit April 2022 in der Station Vorgartenstraße.
Welche Fahrzeuge können Energie recyceln?
Egal ob Bim oder U-Bahn - fast alle unsere Schienenfahrzeuge sind bereits kleine "Kraftwerke": die Energie, die beim Bremsen frei wird, fließt zurück ins Gleichstrom-Netz, und kann somit andere Fahrzeuge in der Umgebung beim Anfahren mit dieser freigewordenen Energie antreiben.
Die Silberpfeile der zweiten Generation, der V-Wagen, die U6-Niederflur-Garnituren und die ULF-Straßenbahnen waren bereits ab Werk mit der dafür notwendigen Technik ausgestattet. Mittlerweile wurden auch alle älteren Silberpfeile und der Großteil der Hochflurstraßenbahnen umgerüstet.
Seit dem Jahr 2006 betreiben wir ein eigenes, wachsendes Wechselstromnetz, mit dem wir unsere U-Bahn-Stationen versorgen. Dieses Netz ist ein stabiles und aufnahmefähiges Netz, somit war es bestens für die Pilotanlage in der U2-Station Hardeggasse zur Energierückgewinnung geeignet. Um jedoch den eingespeisten Gleichstrom im Mittelspannungsnetz nutzen zu können, war die Installation einer Wechselrichteranlage notwendig. Sie kann den Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln.
Nach welchen Prioritäten wird die Energie für andere U-Bahnen und Aufzüge eingesetzt?
Die Priorität im U-Bahnnetz ist der Austausch der Energie zwischen den bremsenden und den anfahrenden Zügen. Ist dieser Energiefluss nicht möglich, wird der Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt und ins 20-kV-Netz der Wiener Linien eingespeist. Dort steht er zur Versorgung der Anlagen wie Licht, Aufzüge, Rolltreppen, Lüftung und sonstigem in den Stationen zu Verfügung.
Wie viel Energie wird dadurch gespart?
Die Öffis sind wahre Energiesparmeister. Je mehr Energie recycelt werden kann, desto weniger Energie muss neu erzeugt werden. Die Berechnungen zeigen: Die bisherigen drei Anlagen können im Jahr bis zu 4 Gigawattstunden Strom „erbremsen“. Das entspricht dem Stromverbrauch von durchschnittlich 800 Haushalten und spart rund 600 Tonnen CO2.
Sind weitere Anlagen geplant?
Das Erfolgsprojekt startete mit einem Pilotversuch 2018 in der U2 Station Hardeggasse. Seit Anfang April 2022 ist die Anlage in der Station Vorgartenstraße in Betrieb. Die nächste Anlage steht bereits in den Startlöchern. Sie ist in der Aderklaaerstraße für Ende 2022 geplant.