Sevim Sarikaya und Manuel Baier gehören zu den neuen Sicherheitsmitarbeitern der Wiener Linien.

Anforderung: Sicherheit ausstrahlen

Seit Mitte August sind in U-Bahn-Zügen und -Stationen elf eigene Security-Teams der Wiener Linien unterwegs. Bis 2019 sollen es 60 werden. Viele Fahrgäste beruhigt allein die Präsenz der Uniformierten.

Die KollegInnen Sevim Sarikaya und Manuel Baier arbeiten unter untypischen Bedingungen: Ihrem Vorgesetzten, dem sogenannten Operator,  ist es am liebsten, wenn sie besonders wenig zu tun haben. Als eines der neuen Sicherheitsteams der Wiener Linien achten die beiden darauf, dass in den Stationen und Zügen Hausordnung und geltendes Recht eingehalten werden. „Je weniger wir eingreifen müssen, also je weniger Personen sich falsch verhalten, desto besser ist es für alle“, sagt Baier. Mitte Juni begann die zweimonatige Ausbildung für insgesamt 22 neue Mitarbeiter, die u. a. Deesklationstrainings und Diversitätsseminare, einen Erste-Hilfe-Kurs und juristische Schulungen umfasste. Seit Mitte August sind die Teams im Netz unterwegs.

Für Sarikaya lieferte den Auslöser zur Bewerbung ein Familienmitglied. „Meine Mutter rief mich eines Tages an und sagte, dass sie sich in den U-Bahnen und Stationen nicht mehr sicher fühlt“, erzählt sie. Dass Wien eine der Metropolen mit der geringsten Kriminalität weltweit ist, steht für sie und ihre Kollegen außer Frage. Nur ist einem persönlichen Unsicherheitsempfinden mit Statistiken selten beizukommen. Viel eher mit der auffälligen Präsenz der Teams in den roten Westen. Als Sarikaya die Abschlussprüfung bestanden hatte, rief sie ihre Mutter an: „Jetzt kannst du wieder fahren.“

Die Sicherheitsteams sind Teil des Service- und Sicherheitspakets, das bis 2019 schrittweise umgesetzt werden soll.

 

Sicherheit & Service: unterwegs mit dem Sicherheitsteam

Ihre heutige Route führt sie und Baier von der Alser Straße aus erst zum Karlsplatz und von dort zum Reumannplatz. Auf dem U1-Abschnitt muss das Team nicht nur in den Zügen kontrollieren, sondern auch jede Station bestreifen, wie es im Fachjargon heißt. Regeln der Hausordnung, die von Fahrgästen häufig ignoriert werden, sind die Maulkorbpflicht für Hunde und  die notwendige Freihaltung von Fluchtwegen. Die Einrichtung der Teams sind Teil eines Maßnahmenkatalogs, den Öffi-Stadträtin Ulli Sima im vergangenen Jahr vorlegte und der nun schrittweise umgesetzt wird. Für mehr Sicherheit im Netz sollen außerdem der Ausbau der Videoüberwachung, der Umstieg auf LED-Beleuchtung und erhöhte Sauberkeit sorgen. Bis Jahresende werden rund 60 Sicherheitsmitarbeiter im Schichtdienst unterwegs sein, Ende 2019 dann 120.

Nach jeder Stationsbegehung protokollieren die Sicherheitsteams Vorkommnisse, die eine Intervention erfordert haben. Oft sind das blockierte Fluchtwege oder Hunde ohne Maulkorb. Für die Gespräche mit Fahrgästen wird vorab festgelegt, wer den aktiven und wer den passiven Part übernimmt.

Im oberirdischen Bereich der Station Keplerplatz  trainiert an diesem Nachmittag ein Parkourläufer Weitsprünge auf den Geländern. Sarikaya und Baier weisen ihn freundlich auf die Verletzungsgefahr hin. Erst setzt der Sportler zu einer Diskussion auf Englisch an, schließlich bedankt er sich für die Anteilnahme und beschränkt sich auf Dehnübungen. „Es ist wichtig, dem anderen zuzuhören“, sagt Sarikaya, „ihn als Menschen zu behandeln, unabhängig von Hautfarbe, Muttersprache und Kleidung.“

Eine Uniform zu tragen, daran ist Sarikaya gewöhnt: Bevor sie zu den Wiener Linien kam, hat sie 17 Jahre lang als Parksheriff gearbeitet. Bei den Fahrgästen sorgen die roten Westen noch für Verwirrung. „Einige halten uns für Kontrolleure“, sagt Baier. „Neulich“, erzählt Sarikaya, „hat sich eine Frau nur dafür bedankt, dass wir da sind. Da habe ich Tränen in den Augen gehabt vor Freude.“ In welchem anderen Job, fragt sie, erlebe man so etwas schon?

Text: Mareike Boysen
Fotos: Bubu Dujmic

Mehr Infos zum Thema Sicherheit in den Öffis gibt es auch auf der Website der Wiener Linien.

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